Das Jahr 1955:

Der Vortrieb des Erbstollens in den Salzbergbau Altaussee hatte schon 7 Jahre gedauert. Viele erwartete und überraschende Erschwernisse wie Gebirgsdruck, Wassereinbruch und Methangasaustritt hatten Verzögerungen und Gefahren mit sich gebracht. Der Moment des Zusammentreffens von Ort und Gegenort rückte näher und damit der letzte Sprengschuss. Schlägel und Eisen, das symbolische Bergleutwerkzeug sollte zur Feier und Ruhe übereinander angelegt werden.
Schlägel und Eisen in unserer modernen Zeit waren natürlich mechanisches Förder- und Bohrgerät, Sprengstoff und Luftbringer neuester Technik. Vor allem sollte auch die Vermessungstechnik unter Beweis gestellt werden. Vorweg: wir kamen in Höhe und Richtung so haarscharf zusammen, als hätten wir durch einen gläsernen Berg geschaut. Wär’s ein Wunder, wenn die Bergleute jahreslanges Hoffen und Werken festlich begehen wollten? Was ist schon ein Festtag gegen jahrelangen Schichttag? Und außerdem war noch hoher Besuch angesagt.

Also zur Durchschlagsfeier: man erinnerte sich an den Schwerttanz, der vor Erzherzog Johann letztlich aufgeführt worden war. Suchen, Finden, Wiederbeleben – war erster Gedanke. Der Schwerttanz hat frühe geschichtliche Wurzeln, wurde von Bergknappen aus dem Bauernstande übernommen, waren sie doch als Knappen Waffenträger zum Schutze ihres Bodenschatzes. Um es kurz zu sagen: alte Texte erbrachten keine bergmännischen Gedanken, Tanzschrittfolgen erhielten wir nicht, also machten wir uns selbst einen Knappentanz mit Schlägel und Eisen, dem Bergmannsgezähe und mit Versen, die unsere Arbeit im Berg und unser Grubengebäude zum Inhalt haben. Daraus wurde unser Altausseer Knappentanz mit seinen Bildern aus dem Salzbergwesen. Der Aufbau des Altausseer Knappentanzes ist einfach: Von einem Ansager geführt und angekündigt, schreiten zwölf Bergknappen aus dem Stollen und fügen sich nach den vom Bäserquintett dargebrachten bekannten Bergmannsweisen (Ja, den Söhnen da droben unterm Berge; Glückauf der Steiger kommt; Ich bin ein Bergmann, kennt ihr wohl das Zeichen; Schon wieder tönt’s vom Schachte her; Der Bergmann im schwarzen Gewande) zu ebenso vielen Bildern, dem „Stollen“, dem „Schurf“, dem „Schacht“, der „Häuerarbeit“ und letzten Endes der „Einbringung der Barbara“, zusammen. Im Schreiten und Bewegen bringen die Knappen die ununterbrochene Kette der Bergleute von Vergangenheit zur Zukunft, das Zusammenstehen aller Knappen zur bergmännischen Arbeit, zur Erhaltung, Vorrichtung wie zur Weitergabe des Bergwerkes an den Nächsten zum Ausdruck. Als Verbindungsmittel zwischen Mann und Mann im Reigen dienen ihnen Schlägel und Eisen und die Grubenlichter, die die Szenen in der Abenddämmerung beleuchten. Die getragene Darstellung ist durch das Mitwirken eines Bergjungen und eines Mädchens als Barbara aufgelockert.

Der Stollen:
Der Ansager (Bergmeister) tritt mit einleitender „Fanfare“ vor uns, spricht nach einem Gruß an das Publikum:

„Von Hand zu Hand die Kett‘ von Schlägel nun zum Eisen, von Mund zu Mund zum Groß Glück auf, den Bergbau uns zu preisen, wir drehen uns in Reihen der Erste auch zum Letzten wird, dann gibt es wieder einen Neuen. Wir trieben unsern Erbstollen, um aus dem Vollen, tief unter Tag, neues Salz zu holen, nach tauber und schwerer Lagerstätte, so dass man gern geschimpfet hätte, war dann ein mächtiges Salziager offen, so hat unser Mühen den Lohn getroffen, hebt an!“

 

Der Schurf
Die Knappen schreiten über eine Kette zum Kreise, wenden sich von- und zueinander, verbinden sich mit Schlägel und Eisen von Schulter zu Schulter und lösen den Kreis zu paarweisen Aneinanderbau des „Stollens“ auf. Durch diesen tritt nun wieder der Bergmeister vor das Publikum:

„Den Schurf hinan mit bedächtigen Schritten, und im Leuchtenschein in Bergesmitten zeigt
sich seit jeher dan Häuern und Bergherrn rundum ein glitzernder Bergkern.
Wer Stufen um Stufen schlägt nach innen,
wird Einblick in den verborgenen Schatz gewinnen.“

Die Knappen heben in einer Schreitfigur das vorherige Bild auf, um im stufenweisen Aufbau hintereinander mit Schlägeln und Eisen die Fahrt über den Schurf zu bilden, den nun der Bergjunge befährt.

„Glück auf !“ ruft er dann vom Schurfkopfe aus.

Der Schacht
Des Bergwerks für Fahrung und Förderung notwendiger, lotrechter Verbindungsbau. Er weist gedanklich auf die Erhaltung des Bergwerkes von Vater zu Sohn und zu stetem Verlass der Leute aufeinander hin. Der Ansager verkündet das nächste Knappenbild:
„Schlagt auf den Schacht von einer Sohl‘ zur andern,
zu fördern und zu fahren, eine Zeit zur andern das Bergwerk zu
bewahren, Daß einer auf den andern baut,
ist unter Tage oft geschaut.
Der Wert des Baues nie vergeht,
wenn obenauf das gute alte Zeichen steht.“

Die Arbeit der Hauer
Das Gezähe, bergmännisches Häuerwerkzeug, kommt zum klingen. Die Arbeit unter Tage in Finsternis mit Grubenlicht sei keine Frohn, sondern im Sinne der Gewinnung des Bodenschatzes glückhafter Erfolg, der zu Freude und Feier berechtigt. Die Knappen bilden aus dem Vorherigen – wie stets im Klange und Takte des Leides der Bläser – die Gevierte des „Schachtes“, bauen sich übereinander auf, kreuzen Schlägel und Eisen und heben die Geleuchte zu diesem Zeichen auf. Indessen ertönt:

„Schlägel lasst klingen, Eisen lasst singen, Arbeit unter Tage ist hart, sei keine Plage.
Wie auf Feste die Fasten, folgt auf Arbeit das Rasten.
Nie über Kreuz sei das gemeint, wärs Bergwerksfeind, denn immer Arbeit und Fasten oder
gar Feste und Rasten schafft Unlust. Nach der Arbeit das Fest ist das Best.“

Vom Abbau der vorherigen Szene stehen die Knappen noch in Blockform, die sich, nun um die Achse drehend, im Schreiten in drei Gruppen auflöst. Mit den Schlägeln schlagen die Knappen in bestimmter Folge von Gruppe zu Gruppe auf die untergesetzten Eisen, so dass, während die Bläser einhalten, die Melodie des Verses („man hört des Pulvers Donnerknall, des Schlägels und des Eisens Schall“) erklingt. Die Schlägel der Knappen sind als Klangkörper ausgeführt und nach Tönen gestimmt.

Das Ende des Tanzes: Die Bringung St. Barbara
St. Barbara, die Schutzheilige der Bergleute, ist hilfreich bei plötzlich auftretenden Gefahren, dies rührt der Legende nach aus ihrem eigenen Schicksal her.

„Seit alters her als Schutz und Schirm verehrt, sei uns
St. Barbara liebenswert,
wissen die jungen Bergleut von den Alten, dass unter
Tage ihre helfenden Kräfte walten.
Drum woll’n wir auch St. Barbara zum Feste bringen
und eng mit unserem Grubenlicht umringen.“

Es wird ein Ring aus den vorherigen Gruppen gebildet, während die Barbara von rückwärts aus dem Stollen in die Mitte der Knappen tritt. Vier Knappen bilden mit Ihren Werkzeugen ein Podest, auf das das Mädchen tritt. Es wird von den Bergleuten aufgehoben und von den Grubenlichtern umkränzt. Am Ende bilden die Knappen eine Fahrt“, und Barbara steigt zu den Gästen des Bergfestes hinunter, während die Knappen mit gekreuztem Gezähe den Schluss formen. Dieser unser Altausseer Knappentanz war ursprünglich nur als Schaustück für die Durchschlagsfeier des Erbstollens gedacht. Er wurde nach zeitweiliger Vergessenheit dank des Einsatzes einiger junger Bergleute und Musiker wieder ins Leben geholt, nachdem – wie erzählt wird -zufällig die klingenden Schlägel und Eisen gebündelt und abgestellt wieder aufgefunden wurden.

So möge der Altausseer Knappentanz weiterleben. Glück auf!